Das Neue Testament stellt die Behauptung auf, daß die Wahrheit des Christentums mit der Auferstehung Jesu stehe und falle.
Der Apostel Paulus sagte: »Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott Zeugnis abgelegt haben: Er hat Christus auferweckt … Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid immer noch in euren Sünden … Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen« (1. Kor. 15,14-19).
Ein verbreiteter Einwand gegen die Tatsache der Auferstehung lautet, daß die Erzählungen der vier Evangelien hoffnungslose Widersprüche enthalten. Stellte man die vier Berichte in parallelen Kolumnen auf, so würden offensichtliche Unterschiede beleuchtet. Doch diese offensichtlichen Unterschiede bestätigen letztlich die Glaubwürdigkeit dieser Berichte, statt sie zu widerlegen.
Wenn alle vier Evangelien genau dieselbe Geschichte wiedergeben würden, in genau derselben Reihenfolge, mit genau denselben Details, dann würde uns das sofort mißtrauisch machen. Wir würden uns fragen, warum nicht alle vier Autoren sich als Mitverfasser für einen Bericht bekennen. Offensichtlich ist dies nicht der Fall. Keines der vier Evangelien bringt alle Details dessen, was geschehen ist.
Matthäus ist der einzige Verfasser, der das erste Erscheinen vor den Frauen erwähnt, während wir nur bei Lukas den Bericht von den beiden Jüngern auf der Straße nach Emmaus finden. Die Erscheinung vor Maria Magdalena fehlt sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas. Nur Johannes berichtet vom Erscheinen unseres Herrn im oberen Raum, als Thomas abwesend war, und auf dem See von Tiberias.
Es ist ganz klar, daß jedes der Evangelien sein Portrait Jesu anders erzählt. Das ist auch, was wir erwarten sollten. Keine vier Zeugen (oder Reporter), die eine Reihe von Ereignissen sehen, werden diese Detail für Detail auf dieselbe Weise aufschreiben. Wenn doch, dann handelt es sich offensichtlich um betrügerisches Einverständnis.
Wären von den Abweichungen Hauptpunkte der Geschichte betroffen, dann wären Zweifel berechtigt, doch wenn die Zeugen in den entscheidenden Punkten übereinstimmen, so erhöhen unbedeutende Unterschiede die Glaubwürdigkeit, statt sie zu vermindern.
Es sollte außerdem festgehalten werden, daß keines der Details notwendigerweise einem der anderen glatt widerspricht, vielmehr ergeben sie gemeinsam sinnvollerweise ein größeres Bild. Die Variationen in den Details, die die verschiedenen Verfasser in ihre Erzählung von der Auferstehung aufzunehmen beschlossen, bestehen aus nebensächlichen Dingen, die in keiner Weise den Gang der Handlung in Frage stellen.
Einer der scheinbaren, den Leser verwirrenden Widersprüche betrifft den Zeitpunkt, als die Frauen zum Grab kamen. Johannes und Markus geben hierfür unterschiedliche Zeiten an. Dem Bericht des Markus zufolge kommen die Frauen bei Sonnenaufgang zum Grab, während Johannes sagt, daß Maria Magdalena zum Grab kam, als es dunkel war.
Diese Schwierigkeit löst sich, wenn man berücksichtigt, daß die Frauen eine ganze Strecke zu gehen hatten, um das Grab zu erreichen, da sie aus Jerusalem oder Bethanien kamen. Es war dunkel, als sie losgingen, aber als sie am Grab ankamen, begann die Sonne zu scheinen. So spricht Markus von ihrer Ankunft, während Johannes sich auf ihr Weggehen bezieht.
Der Abschnitt, der die meisten Diskussionen hervorgerufen hat, betrifft die Anwesenheit der beiden Engel am Grab Jesu. Matthäus und Markus erzählen, daß ein Engel die Frauen ansprach, während Lukas und Johannes sagen, daß zwei Engel am Grab anwesend waren.
Dies scheint ein Widerspruch zu sein, da Matthäus und Markus von nur einem Engel wissen und Lukas und Johannes von Zweien sprechen. Doch Matthäus und Markus sagen nicht, es sei nur ein Engel am Grab gewesen, sondern, ein Engel habe zu den Frauen gesprochen.
Dies widerspricht Lukas und Johannes nicht, denn Matthäus und Markus geben an, daß ein Engel sprach, aber sie sagen nicht, nur ein Engel war da oder nur ein Engel sprach. Es ist gut möglich, daß einer der Engel als Sprecher für beide fungierte, und so wurde er besonders erwähnt. Es ist nicht notwendig, einen Widerspruch zu vermuten.
Obwohl die Evangelien einige Details unterschiedlich wiedergeben, stimmen sie in allen wesentlichen Punkten überein. Die Berichte sind sich darüber einig, daß Jesus tot und begraben worden war; daß die Jünger auf seinen Tod nicht vorbereitet waren und in völlige Verwirrung gerieten; daß das Grab am Ostermorgen leer war; daß das leere Grab sie nicht davon überzeugte, Jesus sei auferstanden, und daß Maria glaubte, der Leichnam sei gestohlen worden.
Die Evangelien sind sich auch einig darüber, daß die Jünger gewisse Erlebnisse hatten, die sie für Erscheinungen des auferstandenen Christus hielten. In jenem normativen ersten Jahrhundert besaß das Judentum kein Konzept eines sterbenden und wieder auferstehenden Messias als historische Tatsache.
Die Jünger verkündeten die Geschichte von der Auferstehung in Jerusalem, an dem Ort, wo Jesus getötet und begraben worden war. All diese Tatsachen zusammengenommen ergeben ein mächtiges Argument für die Gültigkeit der Auferstehungsgeschichte.
Der angesehene Gelehrte Wilbur Smith sagte über die Unterschiede in den Auferstehungsberichten und die Gebiete, auf denen die Evangelien übereinstimmen:
»In diesen grundlegenden Wahrheiten gibt es absolut keine Widersprüche. Die sogenannten Abweichungen in den Erzählungen sind nur die Details, die sich dem einen oder anderen der Zeugen für die Auferstehung unseres Herrn eingeprägt haben oder den jeweiligen Verfassern der vier Evangelien.
Keine noch so genaue und kritische Untersuchung dieser Erzählungen im Laufe der Zeit hat jemals ihr machtvolles Zeugnis für die Wahrheit zerstört, daß Christus am dritten Tag von den Toten auferstanden ist und von vielen gesehen wurde« (The Supernaturalness of Christ, W.A. Wilde Company, 1954, S. 205).